Herrenmannschaften starten überwiegend mit bescheidenen Zielen in die neue Saison

Im Focus allein das Verbandsliga-Team, das sich Aufstiegschancen ausrechnen darf. Die Reservisten (Bezirksliga) müssen dagegen erneut um den Klassenerhalt bangen. Ähnliches gilt für die dritte (Kreisliga) und vierte Mannschaft (1. Kreisklasse). Der „Kanne“-Vierer (3. Kreisklasse) hofft nach jahrelangen wenig erfolgreichen Dauerlaufversuchen ihres Teamchefs zwecks Bestückung einer spielfähigen Truppe endlich auf ruhigere Zeiten und einen Sprung nach oben.

Spätestens mit dem Abstieg der ersten Mannschaft aus der Oberliga scheinen im Herrenbereich die fetten Jahre erst einmal für eine Weile vorüber zu sein. Und wenn in den letzten Jahren schon der Klassenerhalt als Erfolgsmeldung herhalten musste, dann wird deutlich, dass auf breiter Front eher Bescheidenheit angesagt sein wird. Daran ändert auch nichts, dass wenigstens die Peil-Truppe als rissig gewordenes Aushängeschild der Abteilung vom erweiterten Aufstieg (Rang eins bis vier) in die neue NRW-Liga profitieren dürfte. Immerhin kann sie bis auf Markus Rock, der den Verein verlassen hat, in der Besetzung Kestutis Zeimys, Christian Peil, Oliver Schauer, Hendrik Cobbers, Jörn Ehlen, Yannick Büns und Heinz-Peter Koppers auf ihren Stammkader zurückgreifen. Das Leistungsprofil der Truppe, die seit 30 Jahren ständig zwischen Verbands- und Oberliga hin und herpendelte, sollte reichen, um in die zwischen beide Ligen eingeschobene neue Spielklasse aufzusteigen und sich in ihr auf Dauer zu behaupten.

Schweren Zeiten gehen erneut die Reservisten (Hejo Basten, Ludwig Rogge, Frank Kaenders, Hubert Werland, Harald van Bühren und Hans Gerd Sommer) in der Bezirksliga entgegen, erst recht, nachdem sie „Olli“ Schauer, der sie in der letzten Rückrunde fast im Alleingang vor dem Abstieg gerettet hatte, wieder an die erste Mannschaft zurückgeben mussten, wo er dringend als Aufstiegshelfer benötigt wird. Die vom Zahn der Zeit bereits arg angeknabberte Veteranentruppe ist längst nur noch ein Schatten ihrer selbst. Vorbei die Zeiten, wo ein Abwehrstratege wie „Hejo“ Basten die wildesten Angreifer reihenweise auflaufen ließ, „Balu“ Rogge flinkfüßig seine Gegner niederknüppelte, Hubert Werland mit raffinierten Kurzkontern Punkt für Punkt abgriff und Ballermann „Harry“ van Bühren für bleihaltige Luft, die seinem Gegenüber kaum Zeit zum Atmen ließ, sorgte. Allenfalls die Oldies im Wartestand wie „Candy“ mit der einen oder anderen „Schlagfit“-Vorstellung oder Hans Gerd Sommer mit lustigen Überzieher-Einlagen kramen schon mal, meist aber nur für die Gallerie, ein artistisches Highlight aus der Tischtenniskonserve. Damit ist aber auf Dauer kein Blumentopf mehr zu gewinnen und es ist leicht abzusehen, wann sich für die Reservisten erneut das Jammertal öffnet.

Die dritte Mannschaft (Ralf Hendrix, Hermann Deckers, Karl Vogel, Erik Wirtz, Patrick Janssen, Oliver Dörr, Marco Schneider), die seit Jahren im Kellergewölbe der Kreisliga dahinvegetiert und es wenigstens immer wieder schaffte, auf dem letzten Drücker dem Abstieg zu entgehen, wird – das lehrt ein Blick auf das Personal-Tableau – vermutlich ein weiteres Chaosjahr hinzufügen. Besonders ärgerlich für Altmeister Hermann Deckers, der sich nach einer glanzvollen Sportler-Laufbahn und vielen Verdiensten um den Walbecker Tischtennissport mit dieser Mannschaft einen geruhsamen Karriereausklang mit vielleicht noch dem einen oder anderen Titelerfolg erhofft hatte. Daraus wurde bislang nichts und wird voraussichtlich in absehbarer Zeit auch nichts mehr werden. An ihm selbst, der sich stets nach dem Motto „ohne Fleiß kein Preis“ fit hält, wird es kaum liegen. Seine Einzelbilanzen können sich nach wie vor sehen lassen. Auch zur Vorbereitung auf die neue Saison ist er bereits seit Wochen mit dem Mucki-Drahtesel unterwegs, um sich das nötige Stehvermögen fürs Einlochen anzustrampeln. Um bei der Verärgerung über das träge Mannschaftsumfeld, das ihn bereits den kompletten Haarschopf gekostet hat, nicht auch noch die letzten Nerven zu verlieren, hat er sich sogar seit Jüngstem unter die Fittiche des Yoga-Meisters „Didi“ Füngerlings begeben. Es wird sogar kolportiert, Hermann habe sich mit einer „Ready-Mix“-Ladung einen Betonkopf zugelegt, um die kommenden Schläge, die auf seine Mannschaft einprasseln werden, besser ertragen zu können. Dabei stört ihn wenig, dass er sich mit dieser Art Vorbereitung von seinen Kameraden als hoffnungslos verlorenes Einzelkämpfer-Relikt aus prähistorischen Tischtenniszeiten, wo alles dem gemeinsamen Erfolg untergeordnet wurde, belächeln lassen muss. Die wahren Lachnummern liefern andere, die sich in einem trainingsfaulen, phlegmatischen bis nahezu defätistischen Umfeld zusehends selbst demontieren. Allen voran der Teamchef „Ralle“ Hendrix, der seinen einst bissfreudigen „scharfen Lumpi“ allenfalls noch zum Schwanzwedeln von der Leine lässt. Dazu passen die von Totalvergilbung bedrohte Karteileiche Karl Vogel und „Sammy“, der viele Jahre als Haudrauf-Zwerg für Angst und Schrecken sorgte, zuletzt aber nur noch über Materialermüdung klagte. Die „Pat“-Orgel, ein für das Tischtennisgefechtsfeld gedachter Nachbau der berüchtigten Stalin-Orgel, verlor durch eine Anhäufung von Rohrkrepierern ihre Vernichtungswirkung. Und dann ist da noch „Olli“ Dörr, der zu besten Zeiten ein Fass mit Hochprozentigem nach dem anderen aufmachte, heute dagegen selbst bei wachsendem Inhalt nur noch vereinzelt ein paar Tröpfchen herauszuquetschen vermag. Ob sich dieses vertraute Erscheinungsbild mit dem Neuzugang Marco Schneider möglicherweise revidieren lässt, wird sich zeigen müssen, aber Zweifel bleiben angebracht. Denn die bislang bewährte Masche, es beim Kampf um den Klassenerhalt auf den letzten Drücker ankommen zu lassen, wird irgendwann auch nicht mehr halten.

Ähnliche Sorgen plagen auch die vierte Mannschaft (Guido Backes, Heinz Leuken, Erik Jurzick, Daniel Haßelmann, Markus Günther, Ludger Hebinck, Dietmar Füngerlings) in der 1. Kreisklasse, die schon im letzten Jahr nur mit Mühe gehalten werden konnte. Im Grunde hat die nominell gut bestückte Truppe mit dem Langzeitdilemma zu kämpfen, kaum einmal über einen längeren Zeitraum hinweg ihr wahres Leistungspotenzial abrufen zu können. Die Gründe hierfür sind sowohl struktureller wie auch individueller Art. Häufige Ersatzgestellungen – ein Grundübel unterer Mannschaften – nach oben, die mit Zwangsrekrutierungen von unten kompensiert werden müssen, rissen immer wieder den Stammkader auseinander. Hiervon war besonders häufig Heinz Leuken betroffen, der wegen seiner Luftkampferfahrung öfter, als es seinen Mannschaftskameraden lieb sein konnte, an die bedrohte Kreisliga-Front abkommandiert wurde. Dann gibt es noch die Gruppe von Lust-und Laune-Spieler, die sich nur noch für den äußersten Notfall an die Tische bewegen lassen wie z.B. Guido Backes, der häufig den Eindruck vermittelt, als stünde er kurz vor dem Sprung in den Karteikasten. Ähnliches gilt für Erik Jurzik, dessen linke Klebe nur noch bestaunt werden kann, wenn es der Spielplan der Gladbacher Borussen erlaubt. Daniel Haßelmann, einst als der „rasende Nussi“ schneller als der Ball durch die Box wuselnd, läuft derzeit beruflich stark in Anspruch genommen sportlich nur noch hinter sich selbst her. Markus Günther furcht seit Jüngstem mit seinem Kopf, der in athletischen Glanzzeiten selbst vor härtesten Wänden nicht zurückschreckte, durch die sensiblen Gefilde der Wissenschaft. „Didi“ Füngerlings vormals Trainingsweltmeister mit dem Anspruch, im Dauereinsatz sogar zwei Tische gleichzeitig belegen zu dürfen, geht zur Vorbereitung auf Wettkämpfe seit geraumer Zeit als Yoga-Lehrer auf Tauchstation in die enthemmende Welt völliger Stressfreiheit. Als Folge präsentiert sich plötzlich ein „Didi“, dessen einstige Siegerrunden mit gestreckter Becker-Faust nach jedem gewonnen Punkt schmerzlich vermisst werden und dessen jetzige Gelassenheit, mit der er selbst die fürchterlichsten Schläge seines Gegenspielers einsteckt, seinen Kameraden und treuen Fans allenfalls ein müdes Lächeln abgewinnt. Alle diese Erschwernisse, ob einsichtig oder nicht, werden auch in der kommenden Saison der Mannschaft weiterhin zusetzen, zumal der größte Verlust, den die Mannschaft mit dem tragischen Todesfall ihres routinierten Kameraden Franz Josef Fleuren zu verkraften hat, kaum gleichwertig zu ersetzen sein dürfte. Sein engster Freund, der Abteilungschef Ludger Hebinck persönlich, wird versuchen, diese Lücke, so gut es geht, zu schließen.

Vor einer Zeitenwende scheint die fünfte Mannschaft (Michael Cools, Maximilian Meyer, Lucca Mattheus, Heinz Kannengießer, Bernd Verhölsdonk, Gerwald Janssen, Frank Tervooren, Carsten Beckmann) in der 3. Kreisklasse zu stehen. Ihr Teamchef Heinz Kannengießer, der sich in den letzten Jahren mit seinen Dauerläufen auf der Suche nach einer spielfähigen Vierer-Truppe das Knie lädiert und die Füße schwielig gerannt hat, zeigte sich entschlossen, endlich die Reißleine zu ziehen. Aus diesem Grunde wurden erst einmal die sich von Saison zu Saison auftürmenden Karteileichen rigoros entsorgt. Sodann wurden die Heimspiele auf den Freitagabend verlegt, damit vor allem den notorischen Schluckspechten und Party-Freaks Bernd Verhölsdonk und Frank Tervooren kein Vorwand mehr für einen Einsatzverzicht unter Hinweis auf ihr hochprozentig angereichertes Wochenend-Hobby geliefert werden kann. Da zudem Lucca Mattheus seit Jüngstem vom Schlagarm aufs Tanzbein umgestiegen ist und Maximilian Meyer derzeit auf „Büffel“-Safari in Richtung Reifeprüfung unterwegs ist, werden die beiden Nachwuchskräfte kaum verfügbar sein. Zum Glück konnte der Teamchef mit dem Neuzugang Carsten Beckmann, einem quirligen und raumgreifenden Querschlägertyp, der seine Gefährlichkeit bereits auf dem Training unter Beweis stellen konnte, ein ausgesprochenes Schnäppchen an Land ziehen. Damit steht zum ersten Mal seit vielen Jahren mit Michael Cools, Heinz Kannengießer, Gerwald Janssen und Carsten Beckmann ein fester Stammkader zur Verfügung und der Teamchef dürfte sein Glück kaum fassen können. Der auf der Mitgliederversammlung noch angeregte Antrag, dem Dauerläufer Heinz Kannengießer einen Sohlen-Soli zu gewähren, dürfte sich damit, zumindest bis auf Weiteres, auch erledigt haben. Und sportlich gesehen ist sogar ein verstohlener Blick nach oben erlaubt.

Zusammengefasst zeichnet sich für die neue Saison folgende Perspektive ab: Die erste Mannschaft darf sich Aufstiegschancen ausrechnen, während es für die übrigen Teams wohl wieder eher um den Klassenerhalt gehen dürfte. Das verspricht auf jeden Fall – hier wie da – reichlich Spannung.