Die Bezirksklasse und ihre Probleme

Die Aufstiegsfeier zog sich über viele Tage und Nächte hin. Nachdem mancher Liter Gerstensaft die Kehlen hinuntergeflossen war und nie enden wollende Siegesgesänge unter dem kraftvollen Dirigat des Vorsitzenden Hans Gooren die Stimmbänder arg strapaziert hatten, war angesichts bevorstehender Probleme bald wieder klarer Kopf gefragt. Erforderlich war ein Wechsel des Spiellokals, da nach dem Reglement in der Bezirksklasse an zwei Tischen gespielt werden musste. Der Saalbau Deckers reichte also nicht mehr aus. Entsprechende Verhandlungen mit Josef Sleuser, dem damaligen Wirt des Gasthofes „Zum Schwan“, führten rasch zum Erfolg, und somit stand dem Verein ab der Bezirksklassensaison ein geräumiger Saal für den Trainings- und Spielbetrieb zur Verfügung. Für die Anschaffung einer unbedingt notwendigen zweiten Platte mussten etwa 100 DM locker gemacht werden. Aus den Beiträgen der knapp 20 Mitglieder war diese Summe kaum aufzubringen. So streckte die Vereinsführung zwecks Zuschüsse ihre Fühler in den politischen Raum und fand dort in dem Ratsmitglied Ferdinand van Bracht (Lüllingen) einen rührigen Fürsprecher in Sachen Tischtennis. Auf sein Betreiben hin wurde ein bescheidenes Sümmchen in Richtung DJK Walbeck bewegt, der noch fehlende Rest wurde aus einem kirchlichen Spendentopf beigesteuert. Schon nach kurzer Zeit konnte an zwei Tischen im neuen Spiellokal das Training aufgenommen werden.

Auf einer Mitgliederversammlung im Juni 1959 wurde der bislang dreiköpfige Vorstand – Präses Kurt Wilde, Vorsitzender Hans Gooren und dessen Stellvertreter und Geschäftsführer Heinz Beckers – um zwei Posten erweitert. Das neugeschaffene Amt eines Jugendwartes übernahm Hermann Deckers und mit der Funktion des Kassenwartes wurde Matthias Hanssen, in einschlägigen Fachkreisen auch unter dem Namen „Sport Mattes“ bekannt, betraut. Dessen Karriere als Tischtennisexperte nahm also auf jener Versammlung ihren Anfang.

In der Zwischenzeit bekundete auch das „schwache Geschlecht“ wachsendes Interesse am Tischtennissport, sodass für die Saison 1959/60 neben der Herren- und Jugendmannschaft auch eine Damenmannschaft gemeldet werden konnte. Schwierig gestaltete sich für die Herren die Lösung des Fahrproblems, da die größeren Entfernungen zu den Bezirksklassenvereinen im Klever und Moerser Raum mit dem Fahrrad oder Moped , wie bisher in der 2. und 1. Kreisklasse, ohne erhebliche Zeitverluste nicht mehr zu bewältigen waren, zumal es nicht selten vorkam, dass bei Auswärtsterminen zwei Spiele an einem Tag bestritten werden mussten. Guter Rat war also teuer. Wie so oft in scheinbar ausweglosen Situationen half auch hier ein glücklicher Zufall aus der Klemme. Kurz vor Beginn der neuen Saison, sozusagen auf den letzten Drücker, meldete der Verein den Zugang des Neumitglieds Dieter Conrady. Unter besonderen Kennzeichen war vermerkt: Pkw-Besitzer; das war des Rätsels Lösung. Dieter Conrady, der eigentlich dem Verein beigetreten war, um das Tischtennisspiel von Grund auf zu erlernen, wurde im Handumdrehen zum Mannschaftsfahrer verdonnert und als Gegenleistung, ohne auch nur eine Sekunde lang einen Schläger in der Hand gehalten zu haben, mit der Strohmann-Position Nr. 2 in der 1. Herrenmannschaft entschädigt.

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